Beim Aufzug der “Identitären” am letzten Samstag in Berlin lief alles mit, was die extrem rechte Szene alles zu bieten hat. Von Pegida (Pegida hatte den Lauti bereitgestellt, so dass Lutz Bachmann sich auf dem Wagen um die Technik kümmerte, während Siegfried Däbritz den Wagen fuhr) über freie Kameradschaften, Leute vom III. Weg, antikapitalistisches Kollektiv, Bärgida, WfD, Hand in Hand, Afd, NPD, etc. war alles dabei und vereinte sich unter schwarz-gelben Fahnen mit dem griechischen Lambda. Auch der selbsternannte Friedensaktivist der sogenannten Mahnwachen für den Frieden Hagen Schütte kam in Begleitung des harten Kerns von Bärgida und lief bis zum Schluss mit. Am Rande filmte er dokumentierende Fotografen penetrant mit seinem Handy ab und nannte sie „Linksfaschisten”.
Hagen Schütte ist zur Zeit auch in das neue Mahnwachen- Projekt Pax Terra Musica des Mahnwachen Multifunktionärs Malte Klingauf und dessen Partner Mathias Tretschog eingebunden, das nächste Woche Nahe Berlin bei Jüterbog stattfinden soll. Dort wird Schütte dann wohl auch auf Irmela Mensah Schramm stoßen, die am Samstag die Identitäre Demo mitblockierte und dafür gefeiert wird. Schramm will bei Pax Terra einen Workshop zum Thema “Mit bunten Farben gegen braune Parolen” geben. Trotz breiter Aufklärung über den Charakter dieses Events, hält sie an ihrem Auftritt fest und bestätigt damit das fragwürdige Weltbild der Friedenswächter, die in ihrem Wahn an die jüdische Weltverschwörung glauben und sich trotz Kontakten zu NationalistInnen und Nazis für echte AntifaschistInnen halten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Mahnwächter und Pax Terra-AktivistInnen an extrem rechten Veranstaltungen teilnehmen. Schütte war zum Beispiel auch in Begleitung weiterer Pax Terra-AktivistInnen auf einer der „Merkel muss weg“- Demos der Gruppe „Wir für Deutschland“ (WfD) um den Marzahner Neonazi Enrico Stubbe. Bereits im Oktober 2015 begleitete er Kathrin Oertel und Frank Geppert mit mehreren MahnwächterInnen zur großen Bärgida Demo, die zum Alexanderplatz lief. Weitere PaxTerra- AktivistInnen, darunter Bianca Budnick, sah man nach dem Terror-Anschlag in Berlin bei der EinProzent-Demo am Kanzleramt an der hochranige Afd-Funktionäre wie Björn Höcke teilnahmen. Regelmäßig wird aus diesen Kreisen das Compact Magazin abgefeiert oder man beteiligt sich an nationalistischen Pro-Putin Veranstaltungen, wobei es mehrmals schon zu Konfrontationen mit syrischen Geflüchteten und Angehörigen von Betroffenen des Krieges kam.
Das Engagement von Irmela Mensah Schramm in allen Ehren, aber mit der Unterstützung von Pax Terra hilft sie den Mahnwächtern sich ein antifaschistisches/ antirassistisches Mäntelchen anzuziehen und sämtliche Kritik an diesem Querfront-Event mit Verweis auf Schramms Teilnahme abprallen zu lassen. Das bleibt nicht hinnehmbar und sie konterkariert damit ihr sonstiges Engagement. Neben dem breiten Lob, das Irmela Mensah Schramm gerade überall erfährt, sollte man doch auch darauf hinweisen. Vielleicht gelingt es uns dann doch noch im letzten Atemzug, sie davon zu überzeugen, dass Pax Terra keine Bühne für Menschen ist, die sich für das Engagement gegen Nazis feiern lassen. Das wäre erfreulich! Ein Video und einen Bericht über die Identitären-Demo, die nach Bekanntgabe der erfolgreichen Blockade durch Antifaschist*innen eskalierte, gibt es beim Jüdischen Forum.
Mehr Hintergründe zum Pax Terra Musica sind im Tagesspiegel, Jungle World und Bellower News zu finden.