Zum 1. Jahrestag der Berliner “Hygienedemos” um die „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ (KDW) riefen verschiedene Pandemie-leugnende Gruppen zu einem gemeinsamen Umzug vom Wedding bis zum Rosa-Luxemburg-Platz auf, wo Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp ihr Jubiläum bis in den späten Abend feiern wollten. Sowohl Umzug als auch Kundgebung wurden von Polizei wegen Verstößen gegen die Hygiene-Auflagen aufgelöst.
Der Umzug wurde von zwei Wagen um „Querdenken 30“ und „Freedom-Parade“ angeführt, von denen unaufhörlich Reden und Musik zu hören waren.
Neben rechten YouTuber_innen und Personen aus verschiedenen extrem rechten Kontexten, nahm auch der Neonazi und NPD-Funktionär Maik Schneider an dem Umzug teil. Gegen Schneider ist seit 2016 ein Prozess wegen eines Brandanschlags auf eine provisorische Unterkunft für Geflüchtete in Nauen anhängig, der aber von Verzögerungen und Verfahrensfehlern geprägt ist, so dass Schneider 2019 vorerst aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.
Daneben waren unter den teilnehmenden Gruppen die reaktionären Querfrontler_innen „Freie Linke“ und „Berliner Kommunarden“ um „Pater Theo“. Während die „Freien Linken“ sich gegen Ende des letzten Jahres gründeten, sind die „Berliner Kommunarden“ von Beginn an Teil der Versammlungen am Rosa-Luxemburg Platz. Diese Gruppen führen linke Symbolik wie schwarz-rote- und Che Guevara-Fahnen mit und spielen auch das Lied der sozialistischen Arbeiterbewegung „Die Internationale“ oder die antifaschistische Hymne „Bella ciao“ ab.
Damit geben sie der Versammlung trotz allen demokratiefeindlichen und rechten Inhalten optisch einen vermeintlich radikal linken Anstrich.
„Pater Theo“ tritt als Geistlicher mit roter Clownsnase auf und hält pseudokünstliche, NS-relativierende Reden, in denen er auch mit Hitlergrüßen provoziert.
Nach Auflösung des Umzugs liefen die Teilnehmenden selbstständig in mehreren Gruppen zum Rosa-Luxemburg-Platz. Hier fiel insbesondere Anselm Lenz mit einer Hetzrede auf, in der er Parteien und Antifaschist_innen zu Neofaschisten erklärte und Kritik an den verschwörungsideologischen Corona-Protesten zu „strukturellem Antisemitismus“ umdeutete. Währenddessen wurde die Versammlung erneut als Verkaufsplattform für Jürgen Elsässers antisemitische und rassistische Hetzpostille COMPACT genutzt, Journalist_innen bedrängt und belästigt, sowie die Shoah durch einen stilisierten „Judenstern“ mit der Aufschrift „ungeimpft“ auf Shirt und Mund-Nasen-Schutz eines Teilnehmers relativiert.
Auch wenn am Rosa-Luxemburg-Platz zeitweise mehrere 100 Menschen zusammenkamen, zeigte sich die Versammlung nicht als die von Anselm Lenz proklamierte Massenbewegung.