Zwei Teenager im extrem rechten Fahrwasser: Nazi-“Covergirl” Sophia und Hildmann-Fan Joana

Die Zorro Kenji Show #30 Joana Wolf und Sophia Fuchs vom 09.10.2020
Quelle: Youtube, Die Zorro Kenji Show #30 Joana Wolf und Sophia Fuchs vom 09.10.2020

Auf dem YouTube-Kanal „Die Zorro Kenji Show“, der von Eric Protzner aus Berlin-Prenzlauer Berg betrieben wird, beschreiben die 18 jährigen Teenager Hannah Sophia Fuchs und Joana Wolf in Video-Interviews jeweils ihre Agenda. Die jungen Frauen engagieren sich in den mittlerweile extrem rechten Milieus gegen den Corona-Infektionsschutz und sehen sich im Widerstand gegen eine eingebildete Diktatur. Während sich die Berlinerin Joana erst seit April 2020 hier verortet, hat die in der Nähe von Hamburg lebende Sophia schon eine längere Erfahrung in extrem rechten Spektren gemacht.

Seinen YouTube-Kanal „Die Zorro Kenji Show“ versteht Eric Protzner als Teil der sogenannten alternativen Medien. Bei genauer Betrachtung aber ist man mit einer verschwörungsideologischen Plattform konfrontiert, die keine Abgrenzung nach Rechts kennt und dementsprechend auch Neonazis hofiert.

Sophia Fuchs, extrem rechts sozialisiert

Durch den Einfluss ihres Vaters wurde Sophia Fuchs schon frühzeitig mit der Lektüre des COMPACT-Heftes konfrontiert und damit mit Rassismus und Verschwörungsideologien im häuslichen Umfeld sozialisiert. Trotz ihrer Redseligkeit verschweigt Sophia Fuchs in den Interviews bei “Zorro Kenji” aber, dass sie eine enge Beziehung zum Neonazi Nikolai Nerling hat, der als selbsternannter „Volkslehrer“ seit 2016 antisemitische und seit 2018 über Youtube nationalsozialistische Propaganda verbreitet.

Beobachter:innen ist Sophia Fuchs seit Mitte 2018 bekannt, wo sie schon an der ersten völkischen Tanz- und Propagandaveranstaltung Nerlings, die er zu seinem Geburtstag organisiert hatte, teilnahm. Regelmäßig war sie dann als Tänzerin Teil von weiteren Nerling-Veranstaltungen. In den Interviews spricht sie aber lediglich von ihrem Interesse an „Volkstänzen“ und erwähnt nicht, dass es sich dabei um Nerlings perfide Veranstaltungen handelt, auf denen neben der Präsentation von Volkstänzen und Liedern als vermeintlich deutsches Kulturgut insbesondere der Nationalsozialismus glorifiziert wird.

Animiert durch ihren Vater nahm sie laut eigener Aussage bereits seit 2018 an den geschichtsrevisionistischen Neonazi-Aufmärschen in Dresden teil, die sie im Interview verharmlosend als „Gedenkveranstaltungen“ bezeichnet.

Sophia Fuchs am 26.08.2018 als Gast auf Nikolai Nerlings Geburtstagsfeier Quelle: Paul Hanewacker
Sophia Fuchs am 26.08.2018 als Gast auf Nikolai Nerlings Geburtstagsfeier
Quelle: Paul Hanewacker

Als in Hannover von der NPD und seiner Jugendorganisation JN zu einem neonazistischen Aufmarsch gegen namentlich genannte Journalisten und die Pressefreiheit mobilisiert wurde, war auch Sophia Fuchs in Begleitung von Nikolai Nerling unter den Teilnehmenden auszumachen.

Im Fokus extrem rechter Öffentlichkeit war sie im Oktober 2020 als “Covergirl” auf der Titelseite des COMPACT Magazins wahrzunehmen, das vom Antisemiten Jürgen Elsässer herausgegeben wird. Fuchs hält große Stücke auf das rassistische und von Verschwörungserzählungen dominierte „Elsässer-Magazin“ und ist der Überzeugung, dass dort eine gute und saubere Recherche betrieben wird. Die kurz vor ihrem Abitur stehende Gymnasiastin kam als Praktikantin dann selbst bei COMPACT unter und veröffentlichte im November 2019 einen Artikel unter dem Pseudonym “Petra Lindner”. Der Artikel ist ein Hohelied auf das Buch von Brittany Pettibone “Jung, weiblich, rechts”. Dabei handelt es sich um ein antifeministisches Buch, das jungen Mädchen reaktionäre, rückwärtsgewandte Rezepturen vorstellt, die patriachale Strukturen festigen. Fuchs ist von dem Buch der Ehefrau des Identitären Kaders Martin Sellner begeistert.

Am 28.08.2020 begleitete Fuchs Jürgen Elsässer auf eine verschwörungsideologische Kundgebung von “Querdenken” am Brandenburger Tor in Berlin. Sie war dafür zuständig kleine Fähnchen zu verteilen, die mit einem “Q” versehen waren. Dieses Fähnchen spielt mit einer Doppeldeutigkeit und referiert sowohl auf “Querdenken” wie auch auf die antisemitische Verschwörungserzählung “Qanon”, die in den USA ihren Anfang nahm und spätestens mit den Corona-Demos gegen den Infektionsschutz auch in Deutschland populär wurde. Anzumerken wäre noch, dass sie von Eric Protzner im Interview als „Sophia Schmitz“ vorgestellt wurde, was sie aber schnell dementierte und auf den Nachnamen „Fuchs“ bestand.

Sophia Fuchs am 28.09. auf einer Berliner Querdenken-Veranstaltung. Dort verteilte sie da COMPACT-Propaganda. Quelle: RechercheNetzwerk Berlin

Joana Wolfs schneller Weg in Richtung extrem Rechts

Mitstreiterin Joana Wolf dagegen engagiert sich erst seit April 2020 in diesem extrem rechten Umfeld. Ausgelöst wurde das durch die Corona-Infektionsschutz-Maßnahmen, die sie als Beschneidung ihrer Freiheit empfand. Bald schon besuchte sie gemeinsam mit ihrer Tante die Kundgebungen des antisemitischen Hetzers Attila Hildmann. Als sie auf einer dieser Kundgebungen wegen der Nichteinhaltung der Abstandsregeln mit ihrer Tante in polizeilichen Gewahrsam genommen wurde, beginnt in ihr der Wunsch, sich selbst zu engagieren. Seitdem ist sie explizit ein Fan von Attila Hildmann und geht mit seinem hasserfüllten Weltbild konform. Außerdem ist sie dicht bei Dirk Scheller und seiner „Querdenken30 – Zentrale Außenstelle Berlin“, wo sie sich an seinen Zelt-Camps im Regierungsviertel Berlins beteiligte. Im Interview wirkt sie aufmüpfig und inszeniert sich als Opfer von Polizeimaßnahmen, die sie seit dem Erlebnis ihres ersten Polizeikontakts immer wieder selbst provoziert.

Joana Wolf auf einer Kundgebung von Attila Hildmann vor seinem Imbiss in Charlottenburg. An dieser Veranstaltung nahm nicht nur der Shoahleugner Nikolai Nerling mit einer eigenen Rede teil, in der er sich mit den ShoahleugnerInnen Haverbeck und Mahler solidarisierte, vor Ort war auch der aus dem NSU-Netzwerk stammende Maik Eminger.
© Paul Hanewacker

Die Radikalisierung der Joana Wolf schreitet schnell voran. Seit dem 23.09.2020 versucht sie sich auch auf Youtube und sendet von ihrem Kanal “Pandemie der Liebe” Wohnzimmervideos rund um das selbsternannte Querdenken-Netzwerk. Stolz ist sie insbesondere auf ein Video-Interview, das sie mit Attila Hildmann geführt hat. Hier bietet sie Hildmann eine Bühne für sein von Hass geprägtes antisemitisches Weltbild, das er dort unwidersprochen präsentieren kann.

Joana macht eine Ausbildung zur chemisch-biologisch-technischen Assistentin am Berliner Letteverein und man darf gespannt sein, wie sie in Zukunft wissenschaftliche Grundlagen mit dem Verschwörungsirrsinn in Einklang bringen wird. Aus emanzipatorischem Blickwinkel ist es schon schockierend, dass diese jungen Frauen sich in einem extrem patriarchalisch und sexistisch geprägtem Umfeld politisch betätigen. Man kann da nur hoffen, dass sie noch nicht am Ende ihrer Denk- und Entwicklungsprozesses angekommen sind. Für ihr politisches Handeln bleiben sie dennoch voll verantwortlich.


Der rechte Youtuber “Die Zorro Kenji Show” alias Eric Protzner


Seit dem 14.06.2020 betreibt Eric Protzner den Youtube-Kanal “Die Zorro Kenji Show” und veröffentlicht seitdem Interviews mit Köpfen der selbsternannten Querdenker im heimischen Studio. Nach rechts grenzt er sich nicht ab.

Eric Protzner (rechts) als Kameramann für Nikolai Nerling am 09.10.2020 auf einer Kundgebung von Attila Hildmann. @ Paul Hanewacker

Im Gegenteil, Eric Protzner hat auch den Shoahleugner Nikolai Nerling zusammen mit dem sich selbst als politisch links bezeichnenden Anselm Lenz von der “Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand” und dem “Querdenken-Anwalt” Ralf Ludwig im Interview.

Außerdem hat sich Protzner auch schon als Kameramann für den “Volkslehrer” Nerling betätigt. Eric Protzner ist zudem Urheber eines Comics für Kinder, das sich ebenfalls dem Corona-Virus widmet. Der Titel des Comics ist “Coroni gegen den Rest der Welt”. Dieses bekam Attila Hildmann am 23.05. im Anschluss seiner Kundgebung in Berlin als Dank überreicht. Aus dem Impressum seines Youtube-Kanals geht hervor, dass sich Eric Protzner als Künstler im Bereich Grafik und Malerei verortet.

23.05.2020 Berlin: Corona-Demos im Zentrum Berlins, u.a. von Attila Hildmann
Nach einer Kundgebung wird Hildmann mit dem Comic von Protzner geehrt.