In Potsdam demonstrierten rund 150 Anhänger und Anhängerinnen krudester Reichsbürgerthesen für die Rückkehr in die Monarchie. Die Veranstaltung fand zu Ehren von Georg Friedrich Prinz von Preußen statt, Ururenkel des letzten Deutschen Kaisers Wilhelm II, der aufgefordert wurde, „Friedenskanzler“ zu werden und für „Heimath und Weltfrieden“ zu sorgen. Der Prinz kam nicht und hatte bereits im Vorfeld diese zweifelhafte Einladung abgelehnt.
Aufgerufen zu dieser Veranstaltung mit mehreren Rednern hatte der extrem rechte Politaktivist und Verschwörungsmystiker Frank Radon, der sich selbst als „Reichsdeutscher“ betrachtet, an Satanisten in Regierungsämtern glaubt und Pseudowissenschaften wie der „Neuen Germanischen Medizin“ anhängt. Etliche Fahnen wehten auf dieser Kundgebung, viele in den Farben schwarz-weiß-rot. Eine Reichsfahne mit der Losung „Treue um Treue“ wurde von der Polizei beschlagnahmt.
Während Radon sich in seiner Rede darüber empörte, dass man sie als Nazis stigmatisieren würde, trugen Teilnehmende neonazistische Kleidung, darunter Fan-Artikel der Rechtsrock-Bands „Lunikoff-Verschwörung“ um den Neonazi Michael Regener und „Kategorie C“. Ein weiterer Teilnehmer zeigte ein Tattoo mit dem Truppenkennzeichen der SS-Division „Totenkopf“ auf dem Handrücken, eine Frontdivision der deutschen Waffen-SS im zweiten Weltkrieg. Diese rekrutierte sich ursprünglich aus KZ-Wachmannschaften und war für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich. Dieser Totenkopf ist nach § 86a Strafgesetzbuch (StGB) verboten.
Neben Bekenntnissen zur Online-Sekte QAnon, ein aus den USA stammender antisemitischer und rassistischer Verschwörungsmythos, der den noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump glorifiziert und zum Heilsbringer stilisiert, waren auch Anstecker und Aufkleber der „Druschba-Friedensfahrten“, “Kündigt Ramstein Air Base“ und „Netzwerk freier Impfentscheid“ zu entdecken. Dabei handelt es sich um Folgeprojekte der antisemitischen „Mahnwachen für den Frieden“, die ab März 2014 vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise bundesweit für Kundgebungen sorgten.
Weiterhin gab es hier auch einen Bratwurst- und Pommes-Stand, sowie einen Pavillon, in dem zwei Frauen auf Schreibmaschinen getippte Anträge auf Reichsbürger-Ausweise entgegennahmen.
Etliche Teilnehmende hatten sich Passbilder mitgebracht und standen dafür an.
Haben Reichsbürger und Reichsbürgerinnen in Berlin viel zu oft keinen Widerspruch zu erwarten, fand in Potsdam eine antifaschistische Gegenkundgebung in Sichtweite statt, die dieser anachronistischen Veranstaltung auch mit Humor begegnete.