Im re:volt Magazin ist ein Artikel entstanden, der uns “ein hemmungsloses Outing” linker Gruppierungen vorwirft und von Widersprüchen und Doppelmoral nur so strotzt. Er bezieht sich auf unseren Artikel zum Jugendwiderstand, wobei diese Gruppe zu Opfern von Denunzianten verkehrt und eine Kultur der Angst beklagt wird, die viele mundtot mache. Die Verfasser wollen glauben machen, wir hätten sämtlichen Medien und dem Staatschutz eine bösartige Kampagne gegen den Jugendwiderstand diktiert.
Auf twitter hat @Sojajunge einen Thread dazu geschrieben, den wir hier dokumentieren. Sämtliche Screens sind aus dem re:volt-Text mit der Überschrift “Ein Outing als Dammbruch”.
“Erneut gibt sich ein linkes u. antiimperialistisches Magazin die Blöße, um dem antisemitischen, transfeindlichen, völkischen und sexistischen Jugendwiderstand in einem viel zu langen “Analyse”-Artikel Rückendeckung zu geben.
Anstatt wie das LCM [gemeint: Lower Class Magazin] die Vorwürfe einfach zu ignorieren, werden sie hier immerhin thematisiert und (zumindest in Teilen) eingestanden.
Aber trotzdem ist es anscheinend zu viel verlangt, sich einfach zu distanzieren, es folgt ein laaanger Text, was hier EIGENTLICH nicht stimmt.
Nämlich die “sogenannten Linken”. @FriedensWatch hätte “mutmaßliche” Mitglieder geoutet, ein “vermeintlicher” Kopf der Gruppe wurde enttarnt, und überhaupt zeigt man sich in der “sogenannten Linken” gegenüber völkischen Antisemiten ganz schön unsolidarisch.
Der Hauptteil der Analyse beschäftigt sich dann auch mit der Praxis des Outings: “Ideologie und Praxis” des JW findet man zwar natürlich auch “hoch problematisch” aber gerade deshalb will man den Fokus auf die “Normalisierung des enthemmten Outings linker Gruppierungen” rücken.
Nur kennen wir das Ganze irgendwo her. Auf Youtube existiert ein Vortrag mit dem Titel “Definitionsmacht & linke Szenerackets” in dem fast wortgleich gegen das Outing von “sogenannten Frauenfeinden” innerhalb der Linken argumentiert wird: Der Autor heißt Justus Wertmüller.
CN: Rape Während Justus Wertmüller argumentiert, dass die radikale Linke versuchen würde, sich die Definitionsmacht über das Wort “Vergewaltigung” zu erkämpfen, um jeden aus dem Diskurs auszuschließen, sind es bei re:volt Magazin die Wörter “antisemitisch” und “völkisch”.
Während Justus Wertmüller von einem “Klima der Angst” raunt, in dem unschuldige Männer von “Feminazis” denunziert werden und niemand sich traut zu wehren, geht es bei re:volt um repressiv agierenden Autoritarismus. Da die “Szene-Rackets”, dort das “enthemmte Outen”:
Was sowohl Wertmüller als auch den JW eint, ist ein sektenartiges Verständnis von links-sein, in dem der emanzipatorische Anspruch ad-absurdum geführt wird. Es gibt guten und schlechten Antisemitismus, Sexismus, den man verurteilt und Sexismus, den man verschweigt.
Warum? Um der eigenen Gruppe nicht zu schaden. Das Outing des JW als “staatstragende linke Praxis” zu titulieren ist ironisch, denn nichts könnte in Deutschland staatstragender sein als der Apologetismus von völkischen u. antisemitischen Gruppierungen.
Nachtrag: Von “Nie wieder Israel”, “Schuldkult” und der Shoah als “Geißel EURES Gewissens” zu reden, ist keine “Kritik an israelischer Politik”, sondern schlicht und ergreifend antisemitisch.
Die breite (bürgerliche) Zustimmung für den BDS-Beschluss im Bundestag, ist kein Beweis für die “unkritische Übernahme” von Inhalten und Bewertungen des bürgerlichen Konsenses”, sondern für das kollektive Versagen der antiimperialistischen Linken im Bezug auf Antisemitismus.
Und während das @re_voltmag noch von “enthemmten Outings linker Gruppierungen” fabuliert, sieht das der Jugendwiderstand selbst ein wenig anders:
Hinweis: Das Outen von unliebsamen Journalisten, sowie das Posten von Bildern samt Adressen von Szenetreffs vermeintlicher Antideutscher ist beim Jugendwiderstand und deren AnhängerInnen kein Einzelfall. Besonders übel war der Fall, in dem sich auf Recherchen und Fotos des III. Wegs gestützt wurde, um einen Journalisten mit seinem Klarnamen zu outen, was obendrein von einigen noch mit “Danke Dritter Weg” beklatscht wurde.
Insgesamt würden wir auch lieber mit dem Jugendwiderstand so verfahren, wie wir es zum Bespiel mit ‘RAF Berlin’ tun. Wir ignorieren diese. Leider können wir uns das schon aus Gründen des Selbstschutzes nicht leisten, womit die Frage des re:volt “[w]as ist der vorgebliche Anlass für die Autor*innen des Blog-Artikels, diese Gruppe in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren? ” schon beantwortet wäre.
Die Kritik am Jugendwiderstand, sowie übrigens auch an Vorläufergruppen, ist nicht neu, deren Gewalttätigkeit bekannt, was aber keinem dieser linken Magazine bisher nur ein Wort wert gewesen wäre.
Dazu ein Thread von Schorf Kamerun:
Der JW ist nicht nur durch komplett weltfremdes Mao-Geschwurbel aufgefallen, sondern v.a. durch Gewalt gegen andere Linke, krassen Antisemitismus, fehlende Abgrenzung zu Neonazis, Zurschaustellung extremer Männlichkeit, just to name a few.
Es sollte also vermeintlich einfach sein sich von diesen zu distanzieren, stattdessen werden die Leute angegangen, die sich aufgrund persönlicher Betroffenheit durch Angriffe engagieren (mussten).
Der Umgang erinnert extrem an die Auseinandersetzungen rund um die verhinderte Filmvorführung von Claude Lanzmanns “Warum Israel” und darauf folgende Angriffe auf (vermeintliche) “Antideutsche” vor 10 Jahren in Hamburg:
Solange niemand aus der eigenen Gruppe direkt betroffen ist, wird sich in lockerer Äquidistanz geübt und sich über diejenigen lustig gemacht, die anti-imperialistische Schläger für ihre Taten outcallen. Diese Haltung ist ignorant, billig und anti-emanzipatorisch. Rant Ende.
Übrigens: Während re:volt gewalttätige Ottos flankiert & Hand-in-Hand von Linken mit böser Presse beklagt, betreiben Jugendwiderständler Imagepolitur. Und das ausgerechnet beim russischen Propaganda-Sender RT Deutsch. Da wird echt kein Kacketöpfen ausgelassen!
Abschließend: Was Re:volt hier so kompliziert verschleiert, ist, dass man sich im Kern mit dem Jugendwiderstand sehr einig ist. Die verbindende Klammer heißt Antisemitismus!